Die Hamburger Neustadt entdecken - op Platt

„Vigeliensch heißt kniffelig. Die Bedeutung geht auf das plattdeutsche Wort für Geige Vigelien zurück. Und Geige lernen ist kniffelig. Genau das liebe ich an dieser Sprache, sie ist so schön bildhaft“, berichtet Schiffszimmerer-Mitglied Wiebke Colmorgen. 

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Sie wohnt in einer unserer Wohnanlagen in der Hamburger Neustadt. Die Schiffszimmerer fand sie schon immer toll – nicht zuletzt aufgrund ihres historischen plattdeutschen Wahlspruches: „Een alleen stüürt keen Noot, aver to hoop slaat wi den Düvel doot!“. Er ziert auch die Fassade unserer Wohnanlage Memelhaus und formuliert auf Plattdeutsch, was seit der Gründung am 18. November 1875 die Grundlage genossenschaftlichen Handelns ist: „Einer allein kann Verhältnisse allgemeiner Notlage nicht wenden, aber gemeinsam ist man stark“.

Seit nunmehr zehn Jahren setzt sich Wiebke Colmorgen für die Wiederbelebung des Niederdeutschen ein, das seit dem 17. Jahrhundert immer mehr aus der Gesellschaft verdrängt wurde. Nur noch die Menschen auf dem Land nutzen diese als Alltagssprache. Wiebke Colmorgen, die selbst auf dem Land mit Platt groß geworden ist, möchte auch Kindern in Hamburg ihre Herzenssprache auf spielerische Art und Weise näherbringen. Deswegen verfasst die Autorin und Sängerin Geschichten und Lieder op Platt, mit denen sie (Sing-)Lesungen an Grundschulen in ganz Hamburg gibt. Gerade ist ihr neues Hamburger Mit-Malbuch Hummel Hilde erschienen. Aber auch für Ältere dichtet und singt sie op Platt auf ihrer CD Plattplatte zusammen mit dem Musiker Hardy Kayser, mit dem sie auch schon ihr Kinderliederbuch Plattkinner geschrieben hat.

In der Neustadt gibt es viel Platt zu entdecken – zum Beispiel den Park Planten un Blomen, das Tüdelband-Denkmal, den Hummelbrunnen, im Michel und in der Niederdeutschen Bibliothek. Aber auch in anderen Stadtteilen finden Sie noch Platt: „Werfen Sie nur mal einen Blick auf die Straßennamen“, erklärt Wiebke Colmorgen.

Was die Neustadt und die Schiffszimmerer so besonders macht?

„Es ist wie ein Dorf in der Stadt“, erzählt Wiebke Colmorgen. „Ich wohne schon sehr lange hier und kenne die ganze Nachbarschaft: Ich treffe beim Einkaufen, Spazieren oder Bummeln immer jemanden. Gern halten wir dann auch einen lütten Klöönschnack. Eben wie auf dem Dorf.“ Sie begeistert die Bodenständigkeit, Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit der Schiffszimmerer. Für sie ist es das originale Hamburg. Der besondere Charme entsteht durch die Mischung aus alten und neuen Wohnanlagen. Besonders gefällt ihr das Memelhaus mit dem plattdeutschen Spruch.