Unsere Quartiere im Wandel
Der Borchertring – oder auch: Ring 20 und seine Geschichte
Im Nordosten Hamburgs liegt der Stadtteil Steilshoop. Hier wohnen fast 20.000 Hamburgerinnen und Hamburger – gerade Familien schätzen den Stadtteil für seine Vielseitigkeit und grüne Umgebung, wie den City Nord Park oder Bramfelder See. Einst geprägt von Kleingärten, entstand im Norden des Stadtteils ab 1969 eine Großwohnsiedlung mit über 6.000 Wohnungen. Das Vorhaben galt seinerzeit als Vorzeigeprojekt des sozialen Wohnungsbaus, an dem sich auch unsere Genossenschaft beteiligte. Mittlerweile wohnen unsere Mitglieder in 156 Wohnungen, verteilt auf zwei Wohnanlagen. 48 Wohnungen befinden sich im Borchertring – benannt nach dem Hamburger Schriftsteller Wolfgang Borchert. Diese Wohnanlage liegt im Nordosten Steilshoops, wenige hundert Meter entfernt vom Bramfelder See mit seiner Graureiherkolonie und dem daran angrenzenden Parkfriedhof Ohlsdorf. Anfang 1983 konnte unsere Genossenschaft hier zunächst 32 Wohnungen sowie dazugehörige Pkw-Stellplätze erstehen. Ein Jahr später erweiterte sich unser Bestand um weitere 16 Wohnungen.
Der Ortsteil, der bis heute auch als „Neu-Steilshoop“ bezeichnet wird, ist innerhalb weniger Jahre entstanden. Neben Wohnraum gibt es hier viele Bildungs- und Freizeiteinrichtungen sowie Einkaufsmöglichkeiten und eine Anbindung an den Busverkehr des HVV. Ende des Jahres 2023 lebten in dem rund 2,5 Quadratkilometer großen Stadtteil 19.856 Menschen, was 7.942 Personen pro Quadratkilometer entspricht. Im Durchschnitt leben in Hamburg rund 2.600 Personen auf einem Quadratkilometer.
Steilshoop – ein Stadtteil mit Geschichte
Die Geschichte dieses in den 1970er Jahren entstandenen Stadtteils geht bis ins Mittelalter zurück. Im Jahr 1347 wurde Steilshoop, als Bezeichnung für den an einem steilen Hang oder der Familie Steil gehörenden Hof, das erste Mal schriftlich erwähnt. Nachdem es bis in das späte 18. Jahrhundert nur eine karge Besiedelung gab, entstanden in den 1920er Jahren immer mehr Kleingärten, die die Menschen in den Sommermonaten bewohnten. Im Januar 1937 haben die Nationalsozialisten die damalige Landgemeinde Steilshoop mit dem Erlass des sogenannten „Groß-Hamburg-Gesetzes“ eingemeindet. Steilshoop gehörte fortan zu Hamburg. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, als in Hamburg mehr als 50 Prozent der Wohnungen durch Bombenangriffe zerstört worden waren, kamen viele Menschen in den Kleingärten unter, die nicht nur hier, sondern im gesamten Stadtgebiet als Behelfsheime dienten. In den 1960er Jahren löste die Stadt diese Behelfsheime auf und investierte in den Wohnungsneubau. Große Wohnanlagen, die vielen Menschen ein neues Zuhause bieten sollten, entstanden in Mümmelmannsberg, Osdorfer Born und hier in Steilshoop. Der damalige Erste Bürgermeister Peter Schulz beschrieb den Bau der Siedlung 1971 wie folgt: „Mit Steilshoop werden wir einen großen Schritt auf dem Wege zur ausreichenden Versorgung mit Wohnraum vorankommen […].“
Steigender Wohlstand, technische Entwicklung und Freizeitangebote
In den 1950er Jahren begannen die westdeutschen Wirtschaftswunderjahre, die sich bis 1972 zogen und mit der Ölkrise und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise ein jähes Ende fanden. Die Planung der Großwohnsiedlungen unter dem Motto „Urbanität durch Dichte“ fiel genau in diese Zeit. Neue Entwicklungen, wie modulare Montagebauweisen und Hochhäuser mit bis zu zehn Stockwerken, symbolisierten auch in Steilshoop den wirtschaftlichen Aufschwung und die technische Entwicklung jener Zeit.
Eine von den „Bauherren von Steilshoop“ zu Beginn der 1970er Jahre herausgegebene Broschüre warb damals mit den vielen Freizeitangeboten für die neuen Bewohnerinnen und Bewohner: „Wenn der Platz in den eigenen Wänden einmal nicht ausreicht, bieten Sondereinrichtungen zusätzliche Möglichkeiten. So gibt es zum Beispiel in einigen Blocks Trimm-Dich-Räume, Spielwohnungen für die Kleinen oder ganze Sondergeschosse. Sie enthalten Saunen mit Sonnenterrassen, Hobby- und Bastelstuben und auch Partyräume mit Bar und Teeküche. Diese Einrichtungen wurden auf Initiative der Bauträger geschaffen. Sie stehen allen Hausbewohnern zur Verfügung.“ Die „20 U-förmig geschlossenen Wohnhöfe“ erwähnt die Broschüre als „Hauptmerkmal Steilshoops“. Vormittags an Werktagen erhielten Anwohnende in einem Informationszentrum im Gropiusring Auskunft über die Entwicklung des Stadtteils.
Wohnen attraktiver gestalten
Dass wir uns in den Jahren 1983 und 1984 für den Kauf der Wohnhäuser in Steilshoop entschieden, mag rückblickend überraschend sein. Schließlich wuchs die Kritik an den Großsiedlungen bereits in dieser Zeit und immer mehr Menschen verließen den Stadtteil wieder. Wir nahmen dies schon damals zum Anlass, um unsere Vertreterinnen und Vertreter auf Informationsveranstaltungen über die Probleme großer Wohnanlagen zu informieren. Der Hamburger Senat versuchte Mitte der 1980er Jahre den Auszug aus den Siedlungen zu stoppen, indem er die geförderten Wohnungen aus der Belegungsbindung freistellte, die Mieten „einfror“ und individuelle Einkommensprüfungen nicht mehr vornahm. Dadurch stiegen die Wohnungsnachfragen für Großwohnanlagen ab 1987 wieder deutlich an.
Unsere Wohnungen im Borchertring modernisierten wir bis zum Jahr 2020 energetisch, wir tauschten Fenster aus und dämmten die Außenwände. Das führte dazu, dass sie heute zu unseren Wohnanlagen mit dem geringsten CO2-Ausstoß zählt. Wir gestalteten zudem die Eingangsbereiche sowie die Fassaden und Außenanlagen neu und setzten die Balkone instand.