Unsere Quartiere im Wandel

Unsere Wohnanlage in St. Georgs Kirchhof

Von Zerstörung und Wiederaufbau

Unweit des Hamburger Hauptbahnhofs liegt das facettenreiche Szeneviertel St. Georg. Auf 1,8 Quadratkilometern beheimatet das Viertel eine bunte Mischung an Menschen und Kulturen, Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten. Das Alsterufer, das Museum für Kunst und Gewerbe, das Deutsche Schauspielhaus und die Alsterschwimmhalle befinden sich dort. Kein Wunder, dass St. Georg nicht nur bei Einheimischen beliebt ist, sondern auch bei Touristinnen und Touristen. Mittendrin befinden sich sieben Wohnanlagen unserer Schiffszimmerer-Genossenschaft.

Der Stadtteil St. Georg blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Im späten 12. Jahrhundert entstand auf dem außerhalb der Stadtmauern gelegenen Gelände ein Lepra-Krankenhaus. Noch Anfang des 17. Jahrhunderts behandelte das „Hospital St. Georg“ dort Pestkranke.  Zwar bezog die Stadt das Gebiet bald in ihre Stadtfestung ein und machte es zu einem Teil der Vorstadt, doch offiziell gehört St. Georg erst seit 1868 zur Hansestadt Hamburg. In den folgenden Jahren entstanden viele neue Gebäude und die Bevölkerungszahl stieg spürbar. Der Bau des Hauptbahnhofs, der 1906 in Betrieb ging, beschleunigte diese Entwicklung weiter. Ein belebtes Viertel entstand, dessen Gebäudebestand während des Zweiten Weltkriegs jedoch schwere Schäden erlitt. Die Zukunft des Stadtteils blieb zunächst ungewiss, zeitweise diskutierten die Verantwortlichen einen umfassenden Abriss. Erst nachdem die Pläne des Großbauprojekts „Alsterzentrum“ 1973 scheiterten, begannen umfangreiche Sanierungsarbeiten. 

 

Neue Pläne für St. Georg

Unsere Genossenschaft beteiligte sich daran tatkräftig: In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre beteiligten wir uns im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft mit mehreren Genossenschaften daran, Pläne für die Sanierung des ausgewiesenen Stadterneuerungsgebiets St. Georg zu entwickeln. Im Zuge dessen erwarben wir in den folgenden Jahren mehrere bebaute Grundstücke. Teilweise brachen wir die marode Bausubstanz ab, um am Standort Neubauten zu errichten, teilweise modernisierten wir die alten Bestände. Unsere sieben Grundstücke in St. Georg mit ihren 101 Wohnungen und den verschiedenen Gewerbeeinheiten kauften wir allesamt in dieser Zeit.

Allerdings verbindet uns weit mehr mit dem Stadtteil St. Georg als unser Engagement in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren vermuten lässt: Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich in der Brennerstraße unsere Geschäftsstelle. Außerdem erwarben wir im Jahr 1920 im Süden des Stadtteils ein Gebäude mit über 30 großen Wohnungen. Die Wohnanlage in der damaligen Engel- und Danielstraße wurde während des Zweiten Weltkriegs zerstört und nicht wiederaufgebaut. 

Nach einem Brand: Unsere Wohnanlage entsteht

Die Geschichte unserer Wohnanlage in St. Georgs Kirchhof – gegenüber der Heilige-Dreieinigkeits-Kirche – reicht zurück bis ins 19. Jahrhundert: Dort entstand vermutlich in den frühen 1880er-Jahren ein großes Wohngebäude mit Gewerbeflächen. In den 1890er-Jahren gab es in dem Gebäudekomplex mit den Hausnummern 3 und 4 eine Bäckerei, die sich bald fest etablierte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde ein Teil des Gebäudes zerstört und konnte nach Kriegsende teilweise wiederhergestellt werden. Aufgrund der großen Wohnungsnot genehmigte die Militärregierung vorübergehend auch den Einbau einer zusätzlichen Dachgeschosswohnung. Gleichwohl wies die Bausubstanz Schäden auf, die behoben werden mussten. Im Jahr 1981 wurde geprüft, inwieweit der Altbau im Rahmen eines langfristigen Konzepts grundlegend modernisiert und womöglich aufgestockt oder erweitert werden könne. Alternativ stand ein Neubau zur Debatte. Bevor wir unsere Planungen konkretisieren konnten, kam es im Jahr 1982 zu einer Katastrophe: In der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August wurde das Gebäude durch einen Brand schwer beschädigt und damit unbewohnbar. Nur zwei gewerbliche Einheiten – darunter die Bäckerei – konnten vorübergehend weiterbetrieben werden. 

Derweilen entschloss sich die Erbengemeinschaft, das Grundstück zu verkaufen. Unsere Genossenschaft erwarb die Ruine. Im Jahr 1983 erhielten wir die Genehmigungen zum Abbruch und zum Neubau eines Mehrfamilienhauses mit Gewerbeteil. Mit einiger Verzögerung konnten wir unsere Pläne umsetzen: Im Jahr 1986 stellten wir 13 Zweizimmerwohnungen und zwei Läden fertig. Für den Bau investierten wir rund 1,7 Millionen Deutsche Mark.

In historischer Nachbarschaft

Im Jahr 2026 wird unsere Wohnanlage schon 40 Jahre alt. Dennoch zählt sie nach wie vor zu den „jüngsten“ Gebäudekomplexen am Kirchhof. Die angrenzenden Gebäude sind – mit einer Ausnahme – fast alle deutlich älter und stehen unter Denkmalschutz. Das gilt auch für die gegenüberliegende Heilige-Dreieinigkeits-Kirche: Der barocke Bau wurde im Jahr 1747 eingeweiht und im Jahr 1943 fast vollständig zerstört. Nach Kriegsende wurde die Kirche wiederaufgebaut und im Jahr 1957 als Konzertkirche neu eröffnet.