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Familien- und altersgerechter Wohnraum für ein Quartier: Schiffszimmerer vertreten Neubauplanung am Saseler Petunienweg

Lageplan Neubautenplanung Petunienweg / Nordansicht, Stand Mai 2014 (Grafik: GAWS Architekten)

Die Schiffszimmerer-Genossenschaft möchte rund 60 familien- und altersgerechte Wohnungen auf dem nördlichen Grundstücksteil der ehemaligen S-Bahntrasse Petunienweg bauen. Dieser grenzt im Westen direkt an Teile der genossenschaftlichen Wohnanlage im Saselbergring und im Osten an den Petunienweg auf Höhe der Sportanlage. Die bisherige Neubauplanung sieht dort drei Mehrfamilienhäuser mit je vier Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss vor. Rund die Hälfte der Wohnungen soll öffentlich gefördert entstehen

Dafür hatte Hamburgs älteste Wohnungsbaugenossenschaft Ende 2013 beim zuständigen Bezirksamt Wandsbek eine Bauvoranfrage gestellt, die Art und Maß der baulichen Nutzung entscheidet. Im April 2014 wurde die aktuelle Bauplanung im öffentlichen Sitzungsteil des Bauprüfausschusses Alstertal vorgestellt. Ende Mai 2014 hatten die Schiffszimmerer dann zu einer ersten öffentlichen Dialogveranstaltung in die Aula des Gymnasium Oberalster geladen und seitdem Rückmeldungen aus dem Kreise der dort wohnenden Mitglieder und weiteren Anrainer aufgenommen.

Ganzheitliche Perspektive auf das Quartier

Bei der Abwägung, welcher Gebäudeumfang sich gut ins Gesamtbild des Quartiers einfügen würde, hat man das Quartier ganzheitlich betrachtet. Die 360 Grad-Perspektive vom möglichen Baugrundstück ausgehend stellt einen Mix eingeschossiger Einfamilien- bis vier- und mehrgeschossiger Mehrfamilienhäuser, mehrgeschossiger Schule und einer Sportanlage fest. Herbert Alfeld, Vorstandsvorsitzer der Schiffszimmerer-Genossenschaft und selbst im Quartier wohnend, erläutert: „Aus unserer Sicht ist eine Bewertung des geplanten Neubaus aus der fokussierten Perspektive nur einer Himmelsrichtung oder Straße – wie sie einigen Kritiken zugrunde liegt – nicht angemessen für eine Wohnanlage, mit der wir in Hamburg dringlich benötigten günstigen Wohnraum schaffen möchten. Für eine Wohnanlage, die auch Menschen aus dem Quartier die Möglichkeit geben soll, z.B. bei Familiengründung oder im Alter im Quartier zu bleiben.“

Damit sich der Neubau bestmöglich ins Quartiersbild einfügt und dabei so viel Wohnraum wie möglich entstehen kann, orientiert sich die geplante Gebäudehöhe am direkt angrenzenden Bestand der Genossenschaft im Saselbergring 14/16/18 und 20+22. Die unebene Topografie vor Ort macht man sich dabei gezielt zunutze. So ist hier ein Vergleich absoluter Gebäudehöhen – d.h. in diesem Fall die Traufhöhe der viergeschossigen Bestandsgebäude von 9,40 Meter mit der geplanten Außenwand- bzw. Attikahöhe der vier Neubau-Vollgeschosse von 11,90 Meter – nicht aussagekräftig. Aufgrund deutlicher Höhenunterschiede im Gelände würde Neubauhaus 1 um 1,30 Meter niedriger stehen als Saselbergring 14/16/18. Dieser liegt selbst schon einen Meter niedriger als Saselbergring 20/22. „Aus diesen Gründen nähern sich wahrnehmbare Gebäudehöhen von Bestands- und geplanten Neubauten deutlich an. Dabei ist eine Rechnung mit der Attikahöhe der vier Vollgeschosse nach aller Erfahrung im Bauwesen gerechtfertigt. Denn ein deutlich zurückstehendes Staffelgeschoss bei Flachdachbauten schlägt sich nicht in der wahrgenommenen Gebäudehöhe nieder“, zeigt Herbert Alfeld auf.

Für die Abstände zwischen Neu- und angrenzenden Bestandsbauten planen die Schiffszimmerer an den relevanten Stellen deutlich großzügiger, als es die Hamburgische Bauordnung (HBauO) zulassen würde: So ist zwischen Neubauhaus 1 und Saselbergring 14 rd. 19,60 Meter Abstand vorgesehen (dort zulässig nach HBauO: 9,56 Meter). Zwischen Neubauhaus 2 und Saselbergring 22 ist rd. 14 Meter Abstand geplant (dort zulässig nach HBauO: 8,73 Meter). Bei Neubauhaus 3 und Saselbergring 22 folgt man mit 8,70 Meter Abstand der HBauO, weil die Häuser sich dort nur Seitenecke an Seitenecke mit zwei Giebelwänden treffen würden.

Wertvollen Baumbestand mehrheitlich erhalten und ergänzen

Herbert Alfeld ergänzt: „Deshalb muss auch niemand befürchten, dass bei unserer Neubebauung die Trasse vollständig abgeholzt würde. Korrekt ist, dass sich auf dem nördlichen Grundstücksteil der Baumbestand reduzieren würde. Im Gros würde dies aber durch Wegnahme mangel- bzw. schadhafter und/oder standortuntypischer Bäume geschehen.“ Die intendierte Vorgehensweise der Genossenschaft stützt sich auf ein Gutachten der Landschaftsarchitekten Becker Nelson, die jeden Baum auf dem Grundstück detailliert analysiert haben. Der derzeitige Bestand umfasst 117 Bäume. Davon sind 54 laut Gutachten nicht erhaltenswert. Diese weisen erhebliche Schäden oder Mängel auf oder sind von standortuntypischer Art. Bei ihnen stellt man starken Kümmerwuchs im Bestand fest, sie sind überaltert oder bereits abgängig, haben z.B. Faulstellen, Wassertöpfe oder Holzwurmbefall oder sind so genanntes zweit- oder drittrangiges Gehölz in Gruppenstellung. 84 Bäume würden nach Planung abgeholzt – davon sind 62 Prozent nicht erhaltenswerte Bäume. 17 Bäume würden neu gepflanzt. Der Neubestand bei Neubau: 50 Bäume.

Machbare Maßnahmen gegen wahrgenommenes Verkehrsproblem

Viele Anwohner berichten ein Verkehrsproblem vor Ort – bedingt durch die enge Straßensituation zum einen und durch individuelles Fehlverhalten der Autofahrer zum anderen. Herbert Alfeld unterstreicht: „Die Sorge, unser geplanter Neubau mit einer Tiefgarageneinfahrt über den Petunienweg würde ein Verkehrsproblem vor Ort verstärken, nehmen wir ernst. Soweit wir es können, werden wir natürlich etwas tun. Die aktuelle Planung sieht bislang vor, dass wir für einen noch nicht vorhandenen Fußweg sorgen. Zudem schaffen wir Besucherparkplätze sowie Fahrradständer im öffentlichen Raum nach Schlüssel bzw. Vorgabe des Bezirks. Im Weiteren würden wir Neubauinteressenten aktiv kommunizieren, wie beschränkt die Straßen- und Parksituation dort eingeschätzt wird und sie bitten, sich zu überlegen, ob sie nicht auch autofrei dort wohnen könnten.“ Darüber hinaus wird sich die Schiffszimmerer-Genossenschaft mit den Verkehrsexperten aus der zuständigen Bezirksverwaltung über weitere Maßnahmen austauschen, die die Genossenschaft sinnvoll einleiten könnte.

Planung für Südteil erst mit Bauvorbescheid für Nordteil zielführend

Der südliche Grundstücksteil der ehemaligen S-Bahntrasse Petunienweg würde für die nächsten fünf Jahre vom Landesbetrieb Erziehung und Beratung (LEB) zwischengenutzt. Im darauf vorhandenen Gebäude wird der LEB ab August 2014 männliche minderjährige unbegleitete Flüchtlinge unterbringen. In fünf Jahren möchten die Schiffszimmerer auch diesen Teil bebauen. Aber erst die Entscheidung der Bauvoranfrage zum nördlichen Teil wird die nötige tragfähige Grundlage schaffen, um für den Südteil zielführend zu planen.

Perspektive Neubauten Petunienweg, Stand Mai 2014 (Grafik: Gaws Architekten)