Presseinformation

Genossenschaft sorgt für sozialen Frieden

Die Vorstände der Schiffszimmerer-Genossenschaft: Herbert Alfeld und Thomas Speeth (v.l.) Foto: Markus Tollhopf

Welche Aufgaben und Herausforderungen sehen die beiden Vorstände Herbert Alfeld und Thomas Speeth derzeit für unsere Genossenschaft? Wir haben mit ihnen über Baustellen, Immobilienpreise, Kinder-Mitgliedschaften, die Wohnwertmiete und mehr gesprochen.

Seit 2017 zählt die Idee der Genossenschaft zum Weltkulturerbe - welche gesellschaftliche Bedeutung haben Genossenschaften wie die Schiffszimmerer aus Ihrer Sicht?

Thomas Speeth: Gerade in Ballungszentren wie Hamburg haben wir eine äußerst stabilisierende, für sozialen Frieden sorgende Funktion. Es ist unser Auftrag, unsere Mitglieder zu fördern und mit gutem Wohnraum zu versorgen. Dabei sind wir nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, sondern wir orientieren uns an den Kosten unserer Genossenschaft und berechnen auf dieser Basis die Nutzungsgebühr für unsere Mitglieder. Auch für uns sind die Kosten in den letzten Jahren gestiegen und so kommen wir nicht umhin, nach drei Jahren ohne Erhöhung, unsere Grundnutzungsgebühr in diesem Jahr um 3 Prozent zu erhöhen. Nach wie vor liegen wir mit einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von 6,90 €/qm deutlich niedriger als der im Herbst 2017 erhobene Mietenspiegel von 8,44 €/qm.

Die Immobilienpreise sind 2017 weiter stark gestiegen, eine Trendwende ist nicht in Sicht. Welche Auswirkung hat das auf unsere Genossenschaft?

Herbert Alfeld: Zunächst einmal können wir uns glücklich schätzen, dass wir in einer der beliebtesten Städte Deutschlands einen Immobilienbestand von 9.000 Wohnungen haben, der sich über die gesamte Stadt verteilt, vom Zentrum bis an den Rand. Schade ist, dass unser Angebot trotzdem kleiner ist als die Nachfrage unserer Mitglieder und vieler Externer, die auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung in Hamburg sind. Dies betrifft in erster Linie die extrem nach-gefragten Stadtteile wie z. B. Winterhude, Eimsbüttel oder die Neustadt. Dort haben wir sehr lange Wartelisten. An den Stadträndern ist die Lage etwas entspannter. Neuen bezahlbaren Wohnraum zu bauen wird in der nächsten Zeit nicht leichter, denn bei den wenigen zum Verkauf stehenden Grundstücken konkurrieren wir mit Investoren, die auf Gewinnmaximierung ausgerichtet und aus diesem Grund bereit sind, höhere Grundstückspreise zu bezahlen als wir. Auch die Baukosten sind sehr hoch. Umso mehr freuen wir uns darüber, dass wir in diesem Jahr in unseren bestehenden Quartieren Rübenkamp und Spannskamp insgesamt 127 Neubauwohnungen fertig stellen und unseren Mitgliedern anbieten können. Alle Wohnungen verfügen über sehr schön geschnittene und barrierearme Grundrisse. Zum ersten Mal in unserer Geschichte bieten wir dort neue Wohnformen an, wie z. B. eine Wohngemeinschaft für bis zu neun Personen, die an einer demenziellen Erkrankung leiden.

Wenn Sie auf das laufende Geschäftsjahr und über 2018 hinaus schauen, welche Schwerpunkte stehen für Sie kurz- und mittelfristig ganz oben auf der Agenda?

Thomas Speeth: Was den Wohnungsbau bzw. die Modernisierung betrifft, steht in unserer Hans-Schwenkel-Wohnanlage in Langenhorn der zweite Bauabschnitt der energetischen Modernisierung auf der Agenda. Am Rübenkamp beginnen im Jahr 2019 die Bauarbeiten am sechsten Bauabschnitt. Unsere Neubauprojekte in der HafenCity, im Pergolenviertel und im Petunienweg entwickeln sich weiter, auch wenn es noch ein paar Jahre dauern wird, bis wir dort bezugsfertige Wohnungen anbieten können. Auch für die Mitgliederförderung haben wir Pläne und möchten gerne die Kinder unserer Mitglieder stärker in unsere Genossenschaft integrieren. Ab sofort können deshalb Mitglieder ihre Kinder im Alter von 0 bis 17 bei uns auf eine so genannte Anwärterliste setzen lassen. Wenn ein Anwärter eines Tages nach einer Wohnung sucht, hat er Vorteile gegenüber Bewerbern, die keine Anwärter sind.

Wie sieht die "Genossenschaft der Zukunft" Ihrer Ansicht nach aus?

Thomas Speeth: Am Wohnbedürfnis der Menschen wird sich erst einmal nicht viel ändern. Unsere Genossenschaft wird daher im Kern auch in zwanzig Jahren noch so aussehen wie heute. Da die deutsche Gesellschaft älter wird und wir über die Zuwanderung in die Großstädte viele neue Nachbarn bekommen, spielen stabile Nachbarschaften, die gegenseitige Unterstützung, aber auch Selbsthilfe und selbstbestimmtes Wohnen im Alter eine deutlich größere Rolle. Als Genossenschaft sind wir mit unterschiedlichen Bausteinen für diese Zukunft bestens aufgestellt: Unsere Dienstleistungsteams betreuen die Wohnanlagen, die technische Abteilung entwickelt unseren Bestand weiter, unsere Verwalter und Gärtner sind ständig vor Ort. Und last, but not least erfolgt eine gute kaufmännische Betreuung und unser Quartiers- und Freiwilligenmanagement bringt sich für das Wohl unserer Mitglieder ein.

Vielen Dank für das Gespräch!