Baumaßnahmen und Artenschutz: Im Einklang

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(Fotos: Markus Tollhopf)

Möglichst ökologisch nachhaltig zu handeln, ist für uns eine Maxime. Ökologisch nachhaltig zu bauen, zu modernisieren und instand zu setzen, bedeutet für uns auch, den Artenschutz von Vögeln und Fledermäusen mit zu berücksichtigen und ihren Lebensraum zu erhalten, den sie aufgrund des Verlusts in der Natur häufig an und in Gebäuden – in Nischen, Spalten oder Hohlräumen – gefunden haben.

Bauherren bzw. Hauseigentümer sind sogar verpflichtet, Lebensstätten von Tieren zu erhalten. Das Bundesnaturschutzgesetz hat wild lebende Vögel und Fledermäuse besonders geschützt. Unser Bereichstechniker Kai Sander und Biologe Haiko Petersen erzählen mehr über dieses spannende Thema.

Wie geht die Schiffszimmerer-Genossenschaft vor?

Sander: Wie bei der energetischen Modernisierung unserer Wohnanlage Lohbrügge und der Fassadeninstandsetzung des Heinrich-Groß-Hofs setzen wir einen Sachverständigen ein, der vor Baubeginn ein Gutachten für das Umweltamt erstellt, ob es Nester oder Fledermausquartiere am Gebäude gibt. Falls ja, planen wir Ersatzmaßnahmen, vor allem vorgefertigte Nistkästen bzw. Herbergen, die sich unauffällig in die Architektur einfügen.

Ergeben sich über Nisthilfen an der Fassade Nachteile für die Energieeffizienz?

Sander: Nein, bautechnische als auch architektonische Anforderungen werden erfüllt. Wir achten darauf, diese im Treppenhaus- und Dachbereich an- bzw. einzubauen, wo es unbeheizte oder gar keine Räume gibt. Vor allem die Traufen- und obersten Giebelbereiche sind geeignet. Gleichzeitig kommt dies den Tieren entgegen. Die Nisthilfen sind schmaler als die übliche Dämmschicht und wir verwenden höherwertiges Dämmmaterial, um den Raum bis zur Hauswand zu befüllen.

Wie stellen Sie fest, ob am Bestandsgebäude zu schützende Tierarten leben?

Petersen: Durch gezielte Beobachtungen im Rahmen der Baumaßnahmen oder durch direkte Hinweise von Eigentümern und Anwohnern. Schwalben, Haussperlinge und andere Vogelarten sind ganztägig an den Brutplätzen aktiv und leicht zu finden. Mauersegler fliegen diese erst in der Dämmerung an und verlassen sie schon früh morgens. Zu diesen Zeiten kann man ihre Neststandorte feststellen. Fledermäuse fliegen nachts und in der Dämmerung in ihre Quartiere ein oder aus. Deshalb setzen wir dann Fledermausdetektoren ein, mit denen ihre Ultraschallrufe hörbar werden. Ebenso helfen Nachtsichtgeräte. Anhand der Rufe werden die Arten bestimmt, um welche sich der Bauherr bzw. Eigentümer kümmern muss.

Was ist bei der Auswahl von Nistkästen etc. zu beachten?

Petersen: Die Ökologie der einzelnen Fledermausarten ist entscheidend. Manche Arten bevorzugen Quartiere in Baumhöhlen, andere in Felshöhlen, für die Gebäude einen guten Ersatz bieten. Die Gestaltung, etwa in puncto Öffnung oder Tiefe des Innenraums, ist diesen natürlichen Bedingungen nachgebildet. Für Vögel gibt es Nisthilfen mit artspezifischen Merkmalen. In Lohbrügge sind für die Mauersegler in den Kästen kleine Schalen eingesetzt, sodass die Eier nicht im Kasten herumrollen und sicher sind. Das macht diese Nisthilfe dann nochmals attraktiver.

Dieser Beitrag ist im Geschäftsbericht 2015 erschienen.